Eine Hochzeitsreportage
Als mich die Braut im Februar (!) fragte – die Hochzeit sollte im Juni sein -, ob ich ihre Hochzeitsfotos machen könnte, ahnte ich noch nicht, dass das eine ganz besondere Hochzeitsreportage wird. Als Hochzeitsfotograf ist man es ja gewohnt, auch über die eigentliche Fotografie hinaus zur Seite zu stehen. Man hat ja doch schon einige Hochzeiten miterlebt. Und die Pärchen trauen sich zum erstem Mal – zumindest die meisten.
Kurz darauf saßen wir beim Brautpaar in der gemütlichen Küche und haben uns ans Feintuning gemacht. Meine Frau, die mich auf Hochzeiten als Assistentin sehr oft begleitet, übernahm die Rolle der Hochzeitsplanerin. Es war also noch ein gutes Vierteljahr Zeit. Immerhin, die Location stand fest. Im Parkschloss Leipzig wurde gefeiert. Den Einheimischen ist es besser bekannt als „Parkgaststätte Markkleeberg“. Aber wie klingt denn das…?
Und damit musste jetzt alles auf diesen Wunschtermin fixiert werden. Natürlich ein Samstag. Das Aufgebot war noch nicht bestellt! Und jetzt bekomme mal zu deinem Wunschtermin in Leipzig auch die Trauung. Nichts zu machen so kurz vorher. Im Nachhinein waren die beiden sogar ganz froh darüber, denn die Hochzeit in der Stadtmühle Groitzsch konnte vom Ambiente her nicht besser sein: ein Pavillon mitten im Grünen, fernab von jeglichem Verkehr und ausreichend Platz für den Sektempfang und erste Gruppenbilder.
Tipp: Man kann also durchaus Glück haben damit, nehmen zu müssen, was übrig bleibt. Aber in aller Regel sollte man sich um den Termin im Standesamt mindestens ein halbes Jahr vorher kümmern. Bei besonders gefragten Terminen (in diesem Jahr 0815 am 08.08.) locker schon ein Jahr zuvor.
Doch bevor es soweit war, feierten beide ihren Junggesell(inn)enabschied. Während die Mädels im Kletterwald waren, habe ich die Jungs im Schießkeller Leipzig begleitet. Die anschließende Whiskey-Verkostung entpuppte sich angesichts 30° im Schatten als kleine Herausforderung. Zumal zur Krönung des Tages noch eine rauschende Party im Studentenklub der HTWK angesagt war. Von Letzterem ahnte keiner von beiden. Überraschung und Freude waren entsprechend riesig.
Und dann waren es ja auch nur noch 2 Wochen bis zum großen Ereignis. Viel Zeit haben die beiden damit verbracht, die Playlist zusammenzustellen. Zum DJ wurde kurzerhand sein Trauzeuge berufen. Also habe ich noch eine Lichtanlage besorgt – Dank an DJ Markus. Das Desaster mit der Festrobe war schnell vergessen. Made in China muss nicht unbedingt passen. Also doch hier kaufen.
Tipp: Die preisliche Verlockung ist groß, die Hochzeitsklamotten in Fernost zu ordern. Spricht auch grundsätzlich nichts dagegen. Ist nur 'n bissl wie an der Börse. Man sollte sich nur darauf einstellen, dass es schief gehen kann. Geld krieg'ste nicht wieder. Also doppelte Kosten. Oder wie Katy & Stefan, die ich kürzlich als Hochzeitsfotograf auf der Schönburg an der Saale begleiten durfte: Urlaub in Vietnam inklusive romantischer Heiratsantrag und Maßanzug.
Am Freitag vor dem großen Tag wurden alle Hände gebraucht beim Eindecken und Schmücken des Spiegelsaals. Das Motto der Hochzeit orientierte sich an der Flora und Fauna vor der Tür: die Platzkärtchen waren kleine Vögelchen, die Gestecke hatten die Form eines Vogelnests. Die Farben beschränkten sich auf grün und weiß – sehr gern genommen in diesem Jahr.
Der Hochzeitstanz wurde noch mal „unter die Füße“ genommen. Jetzt noch ein paar Stunden Ruhe und dann stand der große Tag vor der Tür.
Getting ready im heimischen Flur. Der Bräutigam war beim Trauzeugen ausquartiert. Aber nicht, weil er die Braut vorher nicht sehen sollte. Die Aufregung lässt sich besser unter Kumpels unterdrücken. Außerdem war noch ein letzter Schliff an der Überraschung für die Braut nötig. In der Situation dafür noch Nerven zu haben – Hut ab!
Die Dinge nehmen ihren Lauf… Und auch die Wolken. Über das Wetter muss man sich ja keine Gedanken machen. Kann man eh nicht ändern. Aber es soll natürlich schön sein, wenigstens nicht regnen. Als jedoch der Brautvater die Braut zum Altar führt, kann der Himmel nicht mehr an sich halten. 20 m Brautwaschanlage :). Im Verlauf der Trauung dann die Kehrtwende: schönstes Wetter, blauer Himmel und ein paar dekorative Wolken. Grandios.
„So“ sagte die Braut, bevor sie ihren Angetrauten beringt hat. Ja, es war geschafft. Die Zwei sind ja auch schon eine halbe Ewigkeit zusammen. „Es gab keine passende Gelegenheit“, war immer wieder vom Bräutigam zu hören. Es soll ja immer dieser besondere Augenblick sein. Okay, der Bräutigam, bei dem ich vor kurzem als Hochzeitsfotograf in Dresden war, zelebrierte seinen Antrag im heimischen Wohnzimmer. Chris jedoch machte seiner Eva auf den Höhen des Harzes den Heiratsantrag.
Vom Brautstrauß muss man sich den Tag auch nicht vermiesen lassen. Am Ende wird er doch ohnehin geworfen. Und trotzdem ist die Enttäuschung groß, wenn er so lieblos zusammengesteckt wurde. Kostet je alles nicht wenig Geld. Hier hat sich der Blumenhändler wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert – 100 Euro dafür.
Tipp: Wenn der Blumenmann möchte, dass ihr ein Stück vom Brautkleid mitbringt... Anderen Laden wählen! Kann mir mal einer sagen, wo ich ein Stück vom Brautkleid herkriegen soll?
Die erste Anspannung wurde im Sekt ertränkt und dann war es Zeit für ein paar Gruppenfotos mit den Gästen der Trauung. Das Gelände auf dem Grundstück der Stadtmühle Groitzsch hält dafür neben dem Pavillon eine ziemlich große Wiese bereit. Im Hintergrund hohe Bäume als grüne Kulisse. Die Braut hat ihr Lächeln wieder gefunden.
„Lasst uns feiern!“. Bis dahin waren es allerdings noch ein paar Stunden. Der Zeitplan war nicht so zugeballert – sehr angenehm für alle Beteiligten. Wir hatten genügend Zeit zum Luftholen und für das Paarshooting im Agra-Park. Das Parkschloss Leipzig ist umringt von einem sehr schönen Park. Viel Grün, einige Seen, Pagodengänge, Skulpturen und historische Pavillons (der Park wurde im Jahr 1890 angelegt). Der Musentempel am Großen Teich war allerdings wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Pech!
Beim Paarshooting ist es mir wichtig, dass das Paar locker bleibt. Ich erreichen das meist dadurch, dass ich mit meinem Hochzeitspaar das jeweilige Motiv abspreche, bestimmte Posen auch vormache und ihnen dann freie Hand lasse: „Seid ihr selbst. Und bitte nicht in die Kamera schauen.“ Und dann vor oder nach der eigentlichen Szene auf dem Auslöser bleiben.
Tipp: Je besser ihr euren Fotografen kennt, umso so lockerer werdet ihr. Achtet auf alle Fälle darauf, dass ein Kennenlern- oder auch Engagement-Shooting im Preis enthalten ist - auf alle Fälle bei Ganztagsreportagen.
Und zum Abschluss des Paarshootings noch ein paar offensichtlich inszenierte Hochzeitsbilder. Das rustikale Mobilar im Parkschloss drängte sich förmlich auf.
Am späteren Nachmittag trudelten dann alle Hochzeitsgäste ein. Gratulation, Sektempfang, Luftballon-Start, Smalltalk, Feier. Ab hier avanciere ich zum stillen Beobachter. Die Dinge haben ihre eigene Dynamik. Inszenierungen beschränken sich im Großen und Ganzen nur noch auf das „große“ Gruppenfoto und vereinzelte Gelegenheiten.
Für Hochzeitsfotos dieser Art habe ich immer ein paar Kompaktblitze in der Tasche. Licht aufgebaut, Grundidee in den Raum geworfen und dann „Macht mal!“. Zu fortgeschrittener Stunde wird es immer schwieriger, die „Models“ zu dirigieren. Machen lassen und im besten Moment abdrücken.
In diesem Sinne.
Euer Hochzeitsfotograf Tom